Cavalli Con Cuore Competizione !

Teil 2: Das Renntraining

Pünktlich zum Mittagessen kamen wir, Stefan mit der 350er Morini, Stefan mit der 600er Ducati Pantah, Doris mit dem halben Hausstand und ich mit der 500er Laverda, in Val de Vienne auf der Rennstrecke an. Auf Grund des wechselhaften Wetters haben wir uns eine Box gemietet, und es uns darin gemütlich gemacht.  Es war eine Doppelbox, die wir uns mit Andy Wagner hätten teilen sollen, falls er ankommt. Er ist aber wegen einer Panne an seinem Transportfahrzeug nicht in der Lage gewesen zu kommen. Eigentlich Schade, da er einen Laverda Sonderlauf starten wollte. Mit Andy`s Spezial-Renn-Laverda wären dann immerhin 3 (in Worten DREI ) Laverdas am Start gewesen. Vielleicht das nächste mal.
Nach dem Ausladen wurde die Morini fertiggeschraubt, und wir drehten die ersten Runden auf dem großen Parkplatz hinter der Boxengasse. Etwas später war die technische Abnahme mit der Startnummernausgabe und der Klasseneinteilung. Da alle 3 Mopeds brav liefen, begannen wir das Abendessen recht zeitig mit einem französischen Rotwein. Danach haben wir uns in den Boxen der Mitstreiter umgesehen und das Material der Konkurrenz begutachtet. Neben den üblichen 4-Zylinder Japanern aller Hubraumklassen waren auch ein paar interessante Mopeds nach Val de Vienne gekommen. Unter anderem eine 750er Laverda im Honda-Fahrwerk, eine 750er Benelli 6-Zylinder, eine große Guzzi, 3 Pantahs von 500 bis 600 ccm, 2 Einzylinder Pantahs, 1 Scrambler-Umbau, 1 Morini 3 ½  und eine Laverda 500. An älteren Fahrzeugen gab es noch eine Harley, 2 Yamaha TZ/RD und 2 RD 350. Der Rest war modern, wobei auffallend viele Ducatis da waren. Von der Supermono bis zur 926 war alles vorhanden. Dazu noch Bimotas, 1 Triumph und einige moderne 250er 2-Takter.

Einzylinder Pantah in Cagiva Mito Fahrwerk

Hier wurde ein Pantah-Motor des liegenden Zylinders beraubt
und dann in das Fahrwerk einer Cagiva 125 implantiert

Nun gut, wir waren hier um erste Erfahrungen zu sammeln. Das mit dem vorne mitfahren wird auch irgendwann kommen, vorausgesetzt, es bringt jemand noch langsameres Material an den Start. Recht optimistisch gingen wir zu Bett, um die letzte Nacht nachzuholen. Freitag 9.00 Uhr, laut Zeitplan sind die Anfänger und Neulinge dran, in Wirklichkeit regnet es. Bis um 10.00 Uhr war die Strecke wieder vollkommen abgetrocknet, und wir konnten unsere ersten Runden auf der Rennstrecke drehen. Beim Mittagessen, Doris hatte uns Pasta gemacht, zogen wir die ersten Rückschlüsse. Die Duc ist zu fett bedüst, und der 2 in 1 Auspuff kostet Leistung. Stefans StraßenDuc mit den 2 Contis geht besser wie sein Rennerle. Die Morini schüttelt alles mögliche ab was nicht bombenfest verschraubt ist, und die Laverda ist extrem lang übersetzt, viel zu fett bedüst, und klagt über ein auslaufendes Federbein. Wir 3 sind zu diesem Zeitpunkt in der Lage mindestens 25 verschiedene Ideallinien zu nennen. Nachmittags wurde entsprechend herunterbedüst und viel geübt. Je öfter wir den Kurs umrundeten, je sicherer wurden wir. Dafür stieg der Benzinverbrauch bei meiner Laverda. In der Box, beim Tankabnehmen, wußte ich auch warum. 2 Risse auf der Unterseite. Der Tank lag auf beiden Seiten an einer Position am Rahmen an, wo er es eigentlich nicht sollte. Die 2 Risse wurden mit Dichtmasse aus der Tube abgedichtet. Das Zeug hatte sich schon 2 Stunden vorher am Tank und den Ventildeckeln der Morini bewährt. Das Wetter war den ganzen Tag ziemlich wechselhaft. Warm, windig und immer wieder Regenschauer. Das blieb so bis zur Freibierparty des Veranstalters am Abend. Die Party wurde von Samstag auf Freitag vorverlegt um dem absolutem Alkoholverbot auf der Rennstrecke nicht im Wege zu stehen. So konnte bei Bedarf am Samstag ausgeschlafen werden, um am Sonntag zum Rennen wieder fit zu sein.

Sechszylinder Benelli

Auch eine Sechszylinder-Benelli läßt sich auf der Rennstrecke bewegen

Samstag morgen um 8.00 Uhr kam der Bäcker aus dem nahegelegenen Ort mit frischen Croissants und Baguettes bis an die Nachbarbox gefahren. Nach einem ausgiebigen Frühstück und ungläubigen Blicken zum Himmel begann der Tag um Punkt 9.00 Uhr auf der Rennstrecke. Bis zur Abreise am Sonntag abend sollte sich das Wetter von seiner besten Seite zeigen. Unter diesen idealen äußeren Bedingungen wurden unsere Zeiten auch immer besser. Auch mit der Ideallinie waren wir uns jetzt einig geworden. Die wesentlich schnelleren Teilnehmer haben sich fast ausnahmslos sehr fair verhalten. Uns ist keine brenzlige Situation bekannt geworden, und es wurde auch keiner von einem gestürzten Mopedfahrer mitgerissen. Hingefallen sind trotzdem noch genug. Wenn der/die Gestürzte sich nur den Arm etwas gehalten hatte, haben die Streckenposten sofort die Strecke gesperrt und der Krankenwagen kam angefahren. Vielleicht etwas übervorsichtig, aber beruhigend.
Unsere PS-Monster machten wieder auf sich aufmerksam. Stefan hatte die Morini auf der Gegengeraden abgestellt und suchte seinen Auspuff zusammen. Die Halbringe, mit denen die Krümmer festgeschraubt werden, hat er nicht mehr gefunden. Die Laverda hatte jetzt einen leidlich dichten Tank, dafür lief der Sprit am Benzinhahn raus. Dagegen ist normalerweise nichts einzuwenden, jedoch war die Stellung des Benzinhahnes völlig egal - es lief immer. Die Mittagspause nutzten wir wieder zum reparieren.
Der Benzinhahn war nicht, wie üblich, verschraubt, sondern vernietet. Eine Nietstelle war aufgegangen, und das ganze Teil drohte auseinanderzufallen. Mit einer wilden, geschellten Konstruktion und zwei Kabelbindern nahm er seine Funktion wieder auf. Die Halbringe der Morini wurden aus einem Stück Rohr herausgesägt und gefeilt. Die abvibrierte Hinterradabdeckung wurde durch eine Einmalgrillauflage aus Staniol ersetzt, und das abgebrochene Schaltgestänge wurde durch ein Restteil aus der Wunderkiste ersetzt. Entsprechend wieder hergerichtet nahmen wir das Nachmittagstraining auf. Die Laverda glänzte nun mit einem Getriebe, welches ab und zu keins war. Immer beim Runterschalten mußte ich heftig drauftreten. Auch ein Umsetzen des Schaltgestänges brachte keine wesentliche Besserung. Da ich keine Lust hatte, den Motor aufzumachen, beschloß ich, daß es schon irgendwie bis Sonntag halten müßte.

Pantah-Treiber Stefan in Schräglage

Stefan in Schräglage

Den Rest des Trainings verbrachte ich mit Fotografieren. Ich bezog Posten an einer engen Kurve und machte meine Bilder. Die zwei Stefans waren fleißig auf der Rennstrecke unterwegs und wurden entsprechend oft abgelichtet. Dann wechselte ich die Position, um eine Kurve weiter vorne Bilder zu machen. Ich hatte die Stelle noch nicht ganz erreicht, die Kameras natürlich in der Tasche auf dem Rücken, da kamen die Morini in 90º Schräglage und Stefan direkt hintendran auf mich zu. Stefan war mit der Morini dann heftig ins Kiesbett gehoppelt, wobei die Morini weiter kam als er. Der Streckenposten und einige Zuschauer waren gleich zur Stelle. Da Stefan sofort wieder aufstand und signalisierte, daß alles in Ordnung sei, wurden das Moped aus dem Gefahrenbereich geschoben und das Öl auf der Strecke abgebunden. Das gute Stück hatte den Öleinfüllstopfen abgeworfen und das Motoröl nach hinten geschickt. Der Hinterreifen nahm das Öl dankbar auf, und zeigte es auch mit einigen heftigen Rutschern. Stefan war jedoch fast zwei Runden lang der Meinung, die Reifen würden abbauen. Auf jeden Fall quittierte der öl verschmierte Hinterreifen in der schnellen Links/Rechts-Kombination seinen Dienst, und unser Lufthansamechaniker machte seinen Abflug. Am Ende des Trainings, um 18.00 Uhr, wurden die liegengebliebenen Mopeds eingesammelt. Während wir uns über die leckeren Sachen auf unserem Grill freuten, hat Stefan seine Morini entölt. Es war uns nicht möglich, ihn davon zu überzeugen, daß er am nächsten Tag nicht teilnehmen würde. Die Bestandsaufnahme ergab: Gabel verbogen (ca. 5 cm), Schutzblech vorne entsprechend abgerissen, rechter Lenkerstummel verbogen, Bremsflüssigkeitsbehälter größtenteils weggeschliffen, Fußraste abgerissen, Schalthebelgestänge an der Fußraste abgerissen, Auspuff plattgeschliffen und nach oben gedrückt. Der Rest waren optische Kleinigkeiten. Nach dem Essen machten wir uns an die Arbeit. Bei den Boxennachbarn haben wir uns ziemlich viel Werkzeug ausgeliehen, da wir auf solche Reparaturen nicht vorbereitet waren. Das größte Problem war die Gabel. Nach dem Ausbau des rechten Gabelholmes sind wir mit meinem DM 210 Bus losgefahren, um eine geeignete Stelle zu finden. Geeignet war eine Stelle, an der eine massive Laterne stand, und die von niemandem einsehbar war. Der Gabelholm wurde in den Bock der Anhängerkupplung vom Bus gelegt, ein Spanngurt mehrmals um den Holm und die Laterne gewickelt, und unter Anwendung aller uns bekannter Hebelgesetze in knapp einer Stunde gerichtet. Leider paßte das gute Stück freiwillig nicht mehr in die untere Gabelbrücke. Beim Zurückbiegen muß das Ding wohl leicht oval geworden sein. Mit Flex und Powerfeile konnten wir der Gabel helfen. Nachdem wir auch alle Kugeln des unteren Kugellagers wiedergefunden und an ihren Platz gebracht hatten, stand dem endgültigen Zusammenbau nichts mehr im Wege. Der Rest wurde mit einem dicken Hammer, Klebeband und Kabelbindern repariert, und um Mitternacht lief sie wieder. Der Federungskomfort vorne ging in Richtung progressives Antidive, aber es federte ein bißchen.

750er Laverda-Motor im japanischen Fahrwerk

750er Laverda-Motor in japanischen Fahrwerk

Sonntag: Renntag. Von 9-10 Uhr war Warm-Up, die Laverda machte immer mehr Getriebeprobleme. Irgendwie wird es schon gehen. Nach der gemischten Klasse waren wir, Classic-BOT, an der Reihe. Die Einführungsrunde habe ich verpaßt, weil die 500er nicht mehr starten wollte. Rechtzeitig zum Start hatte ich alles überprüft. Sehr wahrscheinlich war das Anlasserrelais hinüber. Das konnte man überbrücken und schon lief die Kiste. Als dann die Ampel auf Grün sprang, wollte Stefan es besonders gut machen mit der Duc. Er versaute den Start total. Da ihm der 1. Gang fehlte, kam er entsprechend schnell in Fahrt. Die Morini war heute etwas langsamer unterwegs als sonst, und mit der Laverda wurde es eine Bummelfahrt. Es ließen sich nur noch die Gänge vier und fünf schalten. Es dauerte ewig, bis die 500er auf Drehzahlen kam. Mein Ziel, bis zum Ende des Rennens nicht von allen überrundet zu werden, entschwand in weite Ferne. Doch irgend jemand aus der BOT-Klasse, die mit der Classic-BOT zusammen gestartet wurde, hatte sein Moped weggeworfen. D. h. zwei Runden vor Schluß wurde unser Rennen abgebrochen, und nur zwei BOT-Fahrer hatten mich überrundet. Auf einen Neustart wurde verzichtet, und so belegten wir die Plätze fünf (Duc), sieben (Morini) und acht (Laverda). Das hört sich gut an, bis man erfährt, daß nur neun Mopeds in der Classic-BOT gestartet sind.
Am Nachmittag war dann freies Fahren für alle. Auch die Mechaniker und Begleitpersonen hatten die Gelegenheit, auf der Strecke zu fahren. Insgesamt sind wir pro Moped ca. 450 km auf der Piste gewesen und haben viel Erfahrung gesammelt. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, und wir werden nächstes Jahr wieder dabei sein. Dann sind wir hoffentlich besser vorbereitet, wobei eigentlich ist ja noch soviel Zeit bis dahin.

An dieser Stelle noch einmal ein Dankeschön an alle Teilnehmer für die faire Behandlung von uns Anfängern auf der Piste, besonders am Freitag Vormittag, als wir noch verschiedene Ideallinien probierten, sowie an die Boxennachbarn, die uns mit Werkzeug unterstützt haben. Auch ein Dankeschön an das veranstaltende BOSEE-TEAM für ein gelungenes Wochenende in Val de Vienne. Die Betreuung durch Doris war hervorragend. Sie hat nicht nur ihren Stefan mit seiner Morini immer wieder motiviert, sondern uns auch bestens verpflegt. Für die nächste Renn-Saison würden wir uns sehr freuen, wenn noch ein paar Leute mitmachen würden. Meldet Euch einfach mal. Je mehr Teilnehmer, die wie wir so um die 40 - 60 PS haben, desto spannender wird der Rundenzeitenvergleich. Duc Stefan, von Beruf Software Ing., arbeitet schon an einem Rundenzeiten Meßcomputer für mehrere Fahrzeuge. Auch Begleitpersonal ist willkommen.
PS Info an Christian vom BOSEE-TEAM: Meine Laverda ist absolut Öldicht. Cavalli Con Cuore Stammtisch, Stefan und Werner