Teil 2: Das Renntraining
Pünktlich zum Mittagessen kamen wir, Stefan mit der 350er Morini, Stefan mit der 600er Ducati Pantah, Doris mit dem halben Hausstand und ich mit der 500er Laverda, in Val de Vienne auf der Rennstrecke an. Auf Grund des wechselhaften Wetters haben wir uns eine Box gemietet, und es uns darin gemütlich gemacht. Es war eine Doppelbox, die wir uns mit Andy Wagner hätten teilen sollen, falls er ankommt. Er ist aber wegen einer Panne an seinem Transportfahrzeug nicht in der Lage gewesen zu kommen. Eigentlich Schade, da er einen Laverda Sonderlauf starten wollte. Mit Andy`s Spezial-Renn-Laverda wären dann immerhin 3 (in Worten DREI ) Laverdas am Start gewesen. Vielleicht das nächste mal.
Hier wurde ein Pantah-Motor des liegenden Zylinders beraubt
und dann in das Fahrwerk einer Cagiva 125 implantiert
Auch eine Sechszylinder-Benelli läßt sich auf der Rennstrecke bewegen
Samstag morgen um 8.00 Uhr kam der Bäcker aus dem nahegelegenen Ort mit frischen Croissants und Baguettes bis an die Nachbarbox gefahren. Nach einem ausgiebigen Frühstück und ungläubigen Blicken zum Himmel begann der Tag um Punkt 9.00 Uhr auf der Rennstrecke. Bis zur Abreise am Sonntag abend sollte sich das Wetter von seiner besten Seite zeigen. Unter diesen idealen äußeren Bedingungen wurden unsere Zeiten auch immer besser. Auch mit der Ideallinie waren wir uns jetzt einig geworden. Die wesentlich schnelleren Teilnehmer haben sich fast ausnahmslos sehr fair verhalten. Uns ist keine brenzlige Situation bekannt geworden, und es wurde auch keiner von einem gestürzten Mopedfahrer mitgerissen. Hingefallen sind trotzdem noch genug. Wenn der/die Gestürzte sich nur den Arm etwas gehalten hatte, haben die Streckenposten sofort die Strecke gesperrt und der Krankenwagen kam angefahren. Vielleicht etwas übervorsichtig, aber beruhigend.
Stefan in Schräglage
Den Rest des Trainings verbrachte ich mit Fotografieren. Ich bezog Posten an einer engen Kurve und machte meine Bilder. Die zwei Stefans waren fleißig auf der Rennstrecke unterwegs und wurden entsprechend oft abgelichtet. Dann wechselte ich die Position, um eine Kurve weiter vorne Bilder zu machen. Ich hatte die Stelle noch nicht ganz erreicht, die Kameras natürlich in der Tasche auf dem Rücken, da kamen die Morini in 90º Schräglage und Stefan direkt hintendran auf mich zu. Stefan war mit der Morini dann heftig ins Kiesbett gehoppelt, wobei die Morini weiter kam als er. Der Streckenposten und einige Zuschauer waren gleich zur Stelle. Da Stefan sofort wieder aufstand und signalisierte, daß alles in Ordnung sei, wurden das Moped aus dem Gefahrenbereich geschoben und das Öl auf der Strecke abgebunden. Das gute Stück hatte den Öleinfüllstopfen abgeworfen und das Motoröl nach hinten geschickt. Der Hinterreifen nahm das Öl dankbar auf, und zeigte es auch mit einigen heftigen Rutschern. Stefan war jedoch fast zwei Runden lang der Meinung, die Reifen würden abbauen. Auf jeden Fall quittierte der öl verschmierte Hinterreifen in der schnellen Links/Rechts-Kombination seinen Dienst, und unser Lufthansamechaniker machte seinen Abflug. Am Ende des Trainings, um 18.00 Uhr, wurden die liegengebliebenen Mopeds eingesammelt. Während wir uns über die leckeren Sachen auf unserem Grill freuten, hat Stefan seine Morini entölt. Es war uns nicht möglich, ihn davon zu überzeugen, daß er am nächsten Tag nicht teilnehmen würde. Die Bestandsaufnahme ergab: Gabel verbogen (ca. 5 cm), Schutzblech vorne entsprechend abgerissen, rechter Lenkerstummel verbogen, Bremsflüssigkeitsbehälter größtenteils weggeschliffen, Fußraste abgerissen, Schalthebelgestänge an der Fußraste abgerissen, Auspuff plattgeschliffen und nach oben gedrückt. Der Rest waren optische Kleinigkeiten. Nach dem Essen machten wir uns an die Arbeit. Bei den Boxennachbarn haben wir uns ziemlich viel Werkzeug ausgeliehen, da wir auf solche Reparaturen nicht vorbereitet waren. Das größte Problem war die Gabel. Nach dem Ausbau des rechten Gabelholmes sind wir mit meinem DM 210 Bus losgefahren, um eine geeignete Stelle zu finden. Geeignet war eine Stelle, an der eine massive Laterne stand, und die von niemandem einsehbar war. Der Gabelholm wurde in den Bock der Anhängerkupplung vom Bus gelegt, ein Spanngurt mehrmals um den Holm und die Laterne gewickelt, und unter Anwendung aller uns bekannter Hebelgesetze in knapp einer Stunde gerichtet. Leider paßte das gute Stück freiwillig nicht mehr in die untere Gabelbrücke. Beim Zurückbiegen muß das Ding wohl leicht oval geworden sein. Mit Flex und Powerfeile konnten wir der Gabel helfen. Nachdem wir auch alle Kugeln des unteren Kugellagers wiedergefunden und an ihren Platz gebracht hatten, stand dem endgültigen Zusammenbau nichts mehr im Wege. Der Rest wurde mit einem dicken Hammer, Klebeband und Kabelbindern repariert, und um Mitternacht lief sie wieder. Der Federungskomfort vorne ging in Richtung progressives Antidive, aber es federte ein bißchen.
750er Laverda-Motor in japanischen Fahrwerk
Sonntag: Renntag. Von 9-10 Uhr war Warm-Up, die Laverda machte
immer mehr Getriebeprobleme. Irgendwie wird es schon gehen. Nach der gemischten
Klasse waren wir, Classic-BOT, an der Reihe. Die Einführungsrunde habe
ich verpaßt, weil die 500er nicht mehr starten wollte. Rechtzeitig zum
Start hatte ich alles überprüft. Sehr wahrscheinlich war das Anlasserrelais
hinüber. Das konnte man überbrücken und schon lief die Kiste.
Als dann die Ampel auf Grün sprang, wollte Stefan es besonders gut machen
mit der Duc. Er versaute den Start total. Da ihm der 1. Gang fehlte, kam er
entsprechend schnell in Fahrt. Die Morini war heute etwas langsamer unterwegs
als sonst, und mit der Laverda wurde es eine Bummelfahrt. Es ließen sich
nur noch die Gänge vier und fünf schalten. Es dauerte ewig, bis die
500er auf Drehzahlen kam. Mein Ziel, bis zum Ende des Rennens nicht von allen
überrundet zu werden, entschwand in weite Ferne. Doch irgend jemand aus
der BOT-Klasse, die mit der Classic-BOT zusammen gestartet wurde, hatte sein
Moped weggeworfen. D. h. zwei Runden vor Schluß wurde unser Rennen abgebrochen,
und nur zwei BOT-Fahrer hatten mich überrundet. Auf einen Neustart wurde
verzichtet, und so belegten wir die Plätze fünf (Duc), sieben (Morini)
und acht (Laverda). Das hört sich gut an, bis man erfährt, daß
nur neun Mopeds in der Classic-BOT gestartet sind.
Am Nachmittag war dann freies Fahren für alle. Auch die Mechaniker und
Begleitpersonen hatten die Gelegenheit, auf der Strecke zu fahren. Insgesamt
sind wir pro Moped ca. 450 km auf der Piste gewesen und haben viel Erfahrung
gesammelt. Es hat uns sehr viel Spaß gemacht, und wir werden nächstes
Jahr wieder dabei sein. Dann sind wir hoffentlich besser vorbereitet, wobei
eigentlich ist ja noch soviel Zeit bis dahin.
An dieser Stelle noch einmal ein
Dankeschön an alle Teilnehmer für die faire Behandlung von uns Anfängern
auf der Piste, besonders am Freitag Vormittag, als wir noch verschiedene Ideallinien
probierten, sowie an die Boxennachbarn, die uns mit Werkzeug unterstützt
haben. Auch ein Dankeschön an das veranstaltende BOSEE-TEAM für ein
gelungenes Wochenende in Val de Vienne. Die Betreuung durch Doris war hervorragend.
Sie hat nicht nur ihren Stefan mit seiner Morini immer wieder motiviert, sondern
uns auch bestens verpflegt. Für die nächste Renn-Saison würden
wir uns sehr freuen, wenn noch ein paar Leute mitmachen würden. Meldet
Euch einfach mal. Je mehr Teilnehmer, die wie wir so um die 40 - 60 PS haben,
desto spannender wird der Rundenzeitenvergleich. Duc Stefan, von Beruf Software
Ing., arbeitet schon an einem Rundenzeiten Meßcomputer für mehrere
Fahrzeuge. Auch Begleitpersonal ist willkommen.
PS Info an Christian vom BOSEE-TEAM: Meine Laverda ist absolut Öldicht.
Cavalli Con Cuore Stammtisch, Stefan und Werner